Besondere Kinder
Besondere Kinder - besondere Lösungen
Sonderförderbedarf
In vielen Heimatländern der Schüler werden Behinderungen oder Lerneinschränkungen nicht erkannt, ignoriert oder nicht adäquat berücksichtigt.
Wenn diese Kinder nach Deutschland kommen, ist oftmals nicht klar, was sie wirklich zu leisten in der Lage sind.
Bis eine halbwegs gesicherte Einschätzung der Leistungs- und Lernfähigkeit der Kinder steht, ist leicht ein halbes Jahr oder mehr vergangen. Die Testung ist erschwert durch die fehlenden
Sprachkenntnisse.
Erst dann kann die neue Schule den sonderpädagogischen Förderbedarf über die vorgegebenen Verfahren feststellen lassen.
Wird erst spät sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, besteht eine weitere Schwierigkeit darin, den geeigneten Förderort zu finden. Für die betroffenen Kinder ist ein weiterer Schulwechsel
eher kontraproduktiv. Die Förderschulen verfügen nicht immer über Möglichkeiten grundlegender Deutsch-Sprachförderung. Die Regelschule hat dagegen oft keine integrativen Lerngruppen.
Inklusive Deutschförderung ist hier eine Lösung. Eine integrative Betreuung in Zusammenarbeit der Fachleite für Sprachförderung und Sonderpädagogik schließt diese Lücke und verhindert neue Probleme für diese Schüler
Sprachlos und orientierungslos
Eltern und Schüler müssen systematisch und anfangs möglichst in der Muttersprache über die strukturellen Gegebenheiten rund um Schule aufgeklärt werden bezüglich Schulpolitik, Schulpflicht,
Instanzen, Schulalltag, Regeln, Möglichkeiten und Chancen, Gefahren und Sackgassen.
Ausgedehnte und intensive sozialpädagogische Netzwerkarbeit ist die Grundlage schnellen Handels. Planbar ist Handeln in diesem Bereich fast nie.
Wichtig sind gute Beziehungen und intensive Zusammenarbeit mit Behörden, regionalen Institutionen, sozialen Einrichtungen, Firmen, Ärzten, spezialiserten Therapiezentren etc.
Regeln
Bewertung und Benotung
Zwei Jahre haben die Jugendlichen Zeit, bis sie in allen Fächern Noten bekommen und normal bewertet werden müssen.
Wer schnell Deutsch lernt, kann bald in vielen Fächern am Klassenunterricht teilnehmen und auch gute Bewertungen bekommen. Für den Rest der Fächer muss noch keine Note gegeben werden.
Für einige Schüler müssen individuelle Lösungen gefunden werden, wenn Nachteile nicht oder nicht in dieser Zeit ausgeglichen werden können.
Die Wiederholung einer Jahrgangsstufe kann eine Möglichkeit sein, doch noch in den Stoff hineinzufinden und ausreichende Leistungen zu erbringen.
Unvollständige Schulkarriere
Immer wieder kommen Schüler nach Deutschland, die in ihrem Heimatland nicht oder nur zeitweise zur Schule gingen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft ist der kulturelle Hintergrund die Ursache. Jungen und Mädchen haben nicht unbedingt gleiche Bildungschancen.
Einige Schüler mussten die Schule durch Flucht, Vertreibung oder Verschleppung vorzeitig verlassen. Einige reisten über verschiedene Länder und lernten in jedem nur wenige Brocken der immer wieder
neuen Sprache. Eine komplette Schulbildung kann vor allem bei Asylbewerbern und Familien aus sehr ländlichen Regionen der Erde nicht vorausgesetzt werden.
Belege über früheren Schulbesuch sind selten vorhanden.
Der Sprachstand bewegt sich in der Herkunftsprache oder der Amtssprache des Heimatlandes bei vielen zugewanderten Schülern auf einem nicht altergemäßen Niveau.
Eine tragfähige Vorbildung in Mathematik kann nicht vorausgesetzt werden. Sachfächern werden nicht überall wie in Deutschland üblich unterrichtet. Selbstverständlich sind die Schüler aus anderen
Teilen der Welt nicht mit dem Wissen um die europäische Geschichte aufgewachsen. Ihnen fehlt die Grundlage zum Verständnis unserer Vergangenheit, unserer Lebensweise, unseres Verhaltens.
Motorische Probleme
Besonders Kinder mit Migrationshintergrund erleben nicht früh genug ausreichend Förderung ihrer motorischen Entwicklung. Ein gut ausgebautes Netz an Psychologen, Therapeuten und Ärzten kann für viele
Herkunftländer ebensowenig vorausgesetzt werden wie das Wahrnehmen vorhandener Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
Zunehmend haben aber auch deutsche Kinder massive Entwicklungsdefizite in diesem Bereich, die im Sekundarstufen-Alter kaum mehr aufgeholt werden können.
Schwache Schüler mit Zweitförderbedarf oder lernschwache Kinder aus deutschen Familien haben oft ein extrem unsicheres Schriftbild. Bei manchen Kindern kann man das, was sie da tun, im Grunde nicht
im eigentlichen Sinne „schreiben” nennen.
Wer keine sichere Schrift erlernt hat, kann sich Wörter und deren Schreibweise, geschweige denn Satzbau und Grammatik kaum merken.
Gute und vor allem schnelle Erfolge erzielen wir durch das Erlernen der Lateinischen Ausgangsschrift.
Diese Schrift hat nicht nur dem natürlichen Bewegungsschema folgende Strukturen, sondern auch durch ihre anfängliche "Langsamkeit" einen meditativen Charakter.
Nicht nur besondere Lernhilfen zum Schreiben sind vonnöten, oftmals wäre auch professionelle Hilfe in Form einer guten Physiotherapie o.ä. sinnvoll.
Prävention
Verstärkt muss zielgruppenorientierte Präventionsarbeit stattfinden, um die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit „zweifelhaften Errungenschaften“ unserer Zivilisation zu begleiten (Drogen, Gewalt,
Konsum) oder sie vorausschauend und realistisch beraten zu können (Berufsfindung).
Ähnliches gilt für die Prävention in Sachen "extremer Weltanschauung" - gleich welcher Ausrichtung. Immer wieder stellen wir Entgleisungen in Richtung Antisemitismus, Gewalt gegen Mädchen und Frauen,
Rechtsradikalismus, Islamismus etc. fest.
Vor allem bisher sehr “beschützt” lebende Kinder und Jugendliche können nicht einschätzen, wer ihnen Gutes oder Böses will, welche Intentionen Menschen haben, welche Dimensionen “harmlose” Aktionen
annehmen können. Sie erkennen und deuten Signale und Bedeutungen "zwischen den Zeilen" nicht.
Es fehlt nicht nur das Verständnis für unsere Kultur, sondern auch für unser Rechtssystem.
Vertrauen, basierend auf täglichem und verlässlichem Kontakt in „geschützter” Umgebung, ist Grundlage für Gespräche - auch über Tabuthemen - und Hilfe in Konflikt- und Krisensituationen.