Besondere Lernmöglichkeiten

Ernte

 

Besondere Lern-Möglichkeiten

Der Kern-Förder-Unterricht alleine reicht manchmal nicht aus, um jedem Kind angemessene Chancen zu eröffnen.

Viele Schüler brauchen zusätzliche Angebote, um ihre Defizite aufzuarbeiten und Potentiale zu entfalten.


Crash-Kurs Englisch

An zwei Tagen bietet eine Honorarkraft einen Crash-Kurs für Englisch an. Daran nehmen die Schüler teil, die in Klasse 5 oder 6 eingeschult wurden, aber wegen fehlender Englisch- und Deutschkenntnisse zunächst nur am Deutsch-Förderunterricht teilnehmen mussten. Diese Schüler müssen später Englischunterricht erhalten und auch an den Abschlussprüfungen teilnehmen. Sie können keine Feststellungsprüfung in ihrer Muttersprache ablegen.


Muttersprachliche Lehrkräfte

Nach Bedarf und Möglichkeit stehen muttersprachliche Honorarkräfte zur Verfügung. Diese Kräfte unterstützen die Schüler im Förderunterricht. Sie sind Ansprechpartner bei Problemen an, die besser in der Muttersprache gelöst werden können.
Sie begleiten im Unterricht, helfen bei der Bearbeitung des Lernmaterials oder stehen in Pausen und für AG-Angebote zur Verfügung.


Ferienangebote

In den Oster- oder Sommerferien wird ein Ferienprogramm angeboten, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre neue Heimat geschichtlich, kulturell und geographisch besser kennen zu lernen.
Das Programm besteht aus Lern-Tagen in der Schule und/oder Ausflügen.
Beide Elemente können inhaltlich verknüpft werden.
Die  Themenschwerpunkte stammen aus den Bereichen Kultur, Geschichte  und Natur und sind fächerübergreifend gestaltet (z.B. „Leben in der Vergangenheit” oder „Haustiere”). Sie sollen zu Kenntnis und Verständnis der neuen Heimat beitragen, indem sie auch außerschulische und praktische Aspekte einschließen.
Erlebnisse mit starker emotionaler Komponente erweitern den eigenen Horizont, stärken das Gemeinschaftsgefühl und öffnen nicht zuletzt die Herzen für die neue Heimat. In Freilichtmuseen erkennen viele Schüler Elemente aus ihrer eigenen Heimat wieder (Alltagsgegenstände, Handwerksberufe...). Auf dem Bauernhof fühlen sich Kinder aus Agrarregionen emotional zu Hause. Die Tiere sprechen die meisten Schüler auf einer Ebene an, die Lehrer oder Mitschüler nicht ersetzen können.


Ferienfahrten

Für Förderschüler und ihre Klassenkameraden werden Ferienfahrten mit Schwerpunkt im Bereich Psychomotorik angeboten. Da diese Fahrten sehr teuer sind, ist die Realisierung nicht in jedem Jahr gewährleistet.

Sozialpädagogin, Sportlehrer und weitere Betreuer fahren mit den Schülern in  Selbstversorger-Häuser mit diversen Sportangeboten.
Ziel ist, den Kindern außerhalb der häuslichen und schulischen Umgebung neue Erfahrungen zu ermöglichen, mit Kindern anderer Herkunft zusammen zu leben, sich gegenseitig besser kennen zu lernen und die Kenntnisse der Deutschen Sprache im Ferien-Alltag zu verbessern.
Die Ferienfahrten bieten die Möglichkeit, bei Sport und Spiel persönliche Fähigkeiten zu entwickeln.

 

 

 

Praktika

Aus dem Bedarf der Schüler mit Migrationshintergrund und initiiert vom Förderunterricht entstanden zwei Langzeit-Projekte.

Die Projekte sind einerseits entstanden aus dem Wunsch der Förderschüler, sich sozial zu engagieren und - so die Sichtweise eines afrikanischen Flüchtlings - etwas von dem zurück zu geben, was ihnen selbst geschenkt wurde.
Die Jugendlichen haben andererseits den Wunsch geäußert, auch in den Ferien etwas zu tun und nicht zu Hause oder in ihrem Wohnheim „herumzuhängen“. Sie wünschten sich einen Praktikumsplatz, um sich in einer ihnen noch weitgehend fremden Lebenssituation mit unbekannten Zukunftsaussichten beruflich orientieren zu können. Eine Berufsausbildung im deutschen Sinne kennen viele Migranten nicht und sind überfordert damit, ihre eigenen Fähigkeiten zu benennen und daraus Schlüsse für eine mögliche Berufswahl zu ziehen. Zusätzliche Praktika helfen, eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens und der eigenen Interessen zu finden.

Um  dem Wunsch der Schüler eine Form zu geben und die Aktivitäten auch versicherungstechnisch abzusichern, werden sie als schulische Praktika geführt.

Der Nachweis ihres freiwilligen Engagements soll den Schülern helfen, einen besseren Einstieg in den Beruf zu finden. Wenn sie sich freiwillig für eines der Projekte melden, verpflichten sie sich per Vertrag, die Tätigkeit ein Schuljahr lang durchzuhalten. Sie werden von den Einsatzstellen/Betrieben und der Sozialpädagogin im Förderunterricht betreut.




Natur erleben


Die Themen Natur und Tier sind in den verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich besetzt.
Viele Schüler kommen aus ländlichen Gegenden und kennen Tierhaltung ausschließlich als Überlebensstrategie. Andere kennen Tiere gar nicht und haben große Vorhebalte. Eine kindliche Empathie für andere Lebewesen haben viele Schüler nicht gelernt oder sie ging ihnen verloren.
Über den Kontakt mit Tieren finden die Kinder einen neuen Zugang zu ihrer Umwelt, zu ihren Mitmenschen, zu sich selbst, manchmal einen neuen Zugang zu ihrer eigenen Kultur.
Sie lernen Neues oder Ungewohntes zu hinterfragen.
Dem Erlebnis der artgerechten Haltung und des artgerechten Umgangs mit Tieren folgt oft eine von den Kindern selbst ausgelöste Diskussion über den unterschiedlichen Umgang mit Tieren in verschiedenen Kulturen.

Die Kinder erleben in Kleinstgruppen einen niederrheinischen Bauernhof samt lebendem Inventar kennen.
Sie erleben Ponys, Esel und Schafe in artgerechter Haltung kennen, erleben gewaltlosen Umgang mit Lebewesen, Kreisläufe im Jahr und die Prinzipien von Kreislaufwirtschaft z.B. zur Produktion von Gartenfrüchten. Es können saisonabhängig kleinere Arbeitsaktionen durchgeführt werden: Obstbäume und Rosen pflanzen, Kürbis-Suppe kochen, Ponys putzen und darauf sitzen, das Leben im Kompost untersuchen....
Vorurteile - oft aus früheren Erfahrungen resultierend - gegen „Schmutz”, „Gestank” oder „den bösen Hund” werden im konkreten Erleben abgebaut.
Es sind immer wieder Aha-Erlebnisse zu beobachten („Das Pferd kann ja denken!”).

Aufgrund der noch geringen Deutschkenntnisse und der ungewohnten Situation - einschließlich der natürlichen Gefahren im Umgang mit Tieren - muss bei derartigen Unternehmungen eine gute Betreuung gewährleistet sein. An Exkursionen nehmen nur Kinder teil, die sich die Teilnahme vorher durch ihr Verhalten “verdient” haben. Auf sie muss Verlass sein. Die Schüler müssen so viel Deutsch verstehen, dass man sich im Notfall oder in Gefahrensituationen sicher verständigen kann.
 

Der Kontakt mit Tieren löst bei vielen Kindern soziale und sprachliche Hemmungen, hilft ihnen, sich zu öffnen und Sprachkompetenzen ohne Angst anzuwenden.

Einige Schüler werden erst nach einem solchen Erlebnis zugänglich, fassen Vertrauen, können sich auch dem Lehrer öffnen, finden den Mut über persönliche Probleme zu sprechen, sich mit Erinnerungen auseinander zu setzen.

Über die  Empathie zu den Tieren entwickeln viele Kinder auch Empathie in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Der Kontakt mit Esel und Co. bietet Sprechanlässe, die in keinem Unterrichtsraum vergleichbar geschaffen werden können.

Es eröffnet sich aber auch eine Vielfalt von Themen, an die später im Unterricht angeknüpft werden kann.

 

Die praktische Arbeit weckt gute, aber auch schlechte Erinnerungen. Sie kann Blockaden oder Hemmungen aufbrechen, aber - unbeabsichtigt - auch Traumata aktivieren.

Ein Ausflug zum Bauernhof bietet - wenn auch nur in sehr kleinem Maßstab - vielerlei Gelegenheit, biologische, geschichtliche und geographische Inhalte direkter und praxisorientierter zu vermitteln als es im Fachunterricht angesichts noch lückenhafter Deutschkenntnisse möglich wäre.
Es gibt Ernteeinsätze oder Pflanzaktionen, man betrachtet und vergleichet die Anatomie der Tiere oder deren Lebensansprüche, das Leben im Kompost oder folgt seiner Bedeutung im Kreislauf der Natur.
Die Kinder lernen, wie man in Deutschland früher lebte, warum dies so war und wie die Unterschiede zu ihren Heimatländern zustande kommen - angefangen von festen Häusern über Feldarbeit mit Rindern bis hin zur Intensivmasthaltung bei Schweinen.