Kooperation

Generationen zusammen

 


Institutionen

Stadt, Gemeinde und vor allem Wohlfahrtsverbände sind wertvolle Ansprechpartner für Schüler, Familien und auch Lehrkräfte.
Ein kommunales und regionales Netzwerk ist  notwendig, wenn schnell Hilfe zu organiieren ist.
In vielen Gemeinden gibt es neben dem Allgemeinen Soziale Dienst der Gemeinde bzw. dem Jugendamt und dem Sozialamt auch zentrale Anlaufstellen für Flüchtlinge, Erziehungsberatungsstellen oder Vereine, die sich um zugewanderte Familien oder benachteiligte Kinder kümmern.

Wenn auch ein Amtsvormund nicht immer die beste Lösung ist, einen allein eingereisten Jugendlichen altersgerecht zu betreuen, ist dieser in solchen Fällen dennoch ein wichtiger und hilfreicher Ansprechpartner für die Schule.
Oftmals sind alleinstehende Jugendliche nicht altersgerecht untergebracht. Der Vormund und die Schule sind dann die einzigen verlässlichen Ansprechpartner, die Schule gleichzeitig einziger fester Bezugspunkt im Leben des Jugendlichen, der dem Tag Struktur verleiht und Perspektiven eröffnet.
Die minderjährigen Flüchtlinge haben zwar aufgrund ihres Alters rein rechtlich für bestimmte Angelegenheiten einen Vormund nötig, vollziehen das aber nicht immer in seiner Bedeutung und Verbindlichkeit nach. Viele dieser Schüler sind weit über ihr Alter hinaus entwickelt und in Alltagsdingen oft sehr selbständig. Psychisch ist das nicht immer der Fall. Traumata treten häufig auf (Kriegserfahrungen) und ärztlicher Behandlungsbedarf kann nur in Zusammenarbeit mit dem gesetzlichen Vertreter in die Wege geleitet werden.

Caritas, Freiwilligenzentren oder andere Vereine und Verbände koordinieren in vielen Gemeinden ehrenamtliche Helfer, die die Familien im Alltag begleiten können, wenn schulische Ressourcen nicht mehr ausreichen.
Auch in der Schule und im Unterricht können ehrenamtliche Helfer zu regelmäßigen Bezugspersonen werden - um mit einzelnen Kindern z.B. intensiv Vokabeln zu trainieren, vorzulesen, sie bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder beim Besuch von Behörden zu unterstützen.


Gesundheitswesen

In zahlreichen Heimatländern ist das Gesundheitswesen nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland. Körperliche Einschränkungen wie Sehbehinderungen oder Hörschwächen, vor allem aber auch Lernbehinderungen sind bei Seiteneinsteigern  oft nicht bemerkt oder nicht belegt. Sonderschulaufnahmeverfahren wie bei uns gibt es in vielen Ländern gar nicht. Behinderte Kinder laufen je nach Kultur einfach in der Regelschule mit oder werden „verschwiegen”, in Extremfällen auch sich selbst überlassen. Zeugnisse - soweit überhaupt vorhanden - sagen oft nichts über die tatsächlichen Fähigkeiten eines Kindes aus.
Bei Verdacht auf Sehschwächen, Hörschwächen, zentral-auditive Verarbeitungsstörungen, psychomotorische, psychosomatische oder sonstige das Lernen behindernde gesundheitliche Einschränkungen werden Schüler zu Fachärzten und Therapeuten geschickt.
Dabei wird - soweit notwendig - ein mit der Muttersprache des Kindes vertrauter Spezialist gesucht. Ärztekammern geben online Auskunft über Fachärzte mit Sprachkenntnissen. Auch über die Allgemeinen Sozialen Dienste/Sozialämter oder auch die Schulämter können in vielen Kommunen  Dolmetscher z.B. für Arztbesuche organisiert werden.

In persönlichen Krisenfällen einzelner Schüler ist eine enge Zusammenarbeit mit Therapeuten vor Ort notwendig. Für traumatisierte Jugendliche gibt es Psychosoziale Zentren, die speziell geschulte Mitarbeiter mit verschiedenen Muttersprachen zur Verfügung haben.
Eine Therapie ist oft Voraussetzung für erfolgreiches Lernen.


Rechtswesen

Außerschulische Ansprechpartner  (Anwälte, Dolmetscher, Rechtsberater, Vormund etc.) spielen vor allem in der Betreuung allein reisender Jugendlicher eine wichtige Rolle.
Für bestimmte Sprachen oder spezielle Zielgruppen sind z.B. bei aufenthaltsrechtlichen Problemen regional Ansprechpartner und Hilfsmöglichkeiten wichtig.

 

Die Familien - vor allem aber alleinerziehende Mütter - sind aus ihren Heimatländern nicht gewöhnt, für sich selbst einzutreten, ihr Recht erkämpfen zu müssen. Viele haben im Heimatland keine Erfahrung mit einem funktionierenden Rechtswesen.


Berufsvorbereitung

Jugendberufshilfe, Berufsberater, Berufseinstiegsbegleiter und Arbeitsamt sind regelmäßige Ansprechpartner, die bei der Vermittlung der Schüler in adäquate Maßnahmen helfen oder einzelne Schüler beim Übergang in den Beruf begleiten.

Vor allem spät nach Deutschland gekommene Jugendliche benötigen über die Schulzeit hinaus weitere Hilfen zur beruflichen Orientierung und Eingliederung.
In vielen Kommunen gibt es Initiativen, deren Mitglieder benachteiligte Jugendliche sehr frühzeitig im Übergang zwischen Schule und Beruf begleiten betreuen.
Die individuellen Voraussetzungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund verlangen in der Regel Einzelfallhilfe, sehr individuelle Lösungen und viel Unterstützung. Speziell wenn ein Schüler erst spät im Laufe der Sekundarstufe I nach Deutschland kommt, die Sprache lernen muss und am Ende der Schulzeit trotz Abschluss nicht in allen Bereichen das Leistungs- und Wissensniveau deutscher Schüler erreicht und noch nicht ausbildungsfähig ist, wird Hilfe notwendig.

Die Probleme einer erfolgreichen Berufsvorbereitung beginnen bereits, wenn die Familien erst über erst über das deutsche Schul- und Ausbildungssystem informiert werden müssen.
Traditionelle Vorstellungen vom Berufsleben konvergieren nicht immer mit den Erwartungen der Schule und der deutschen Gesellschaft an zukünftige Auszubildende.

Die theoretische Durchlässigkeit der Schulformen nach oben ist für die meisten Seiteneinsteiger aufgrund noch fehlender Deutschkenntnisse nicht  zu nutzen.
Bei hoher Begabung und guten Voraussetzungen sind viele Seiteneinsteiger in der Lage, nach Abschluss der Klasse 10 die gymnasiale Oberstufe zu besuchen.

Das Erreichen eines qualifizierten Schulabschlusses ist den Seiteneinsteigern erschwert, seit es die Zentralen Abschlussprüfungen gibt. Konnte bisher zu einem gewissen Grad die persönliche Entwicklung der Schüler berücksichtigt und in die Notengebung einbezogen werden, so zählen heute - für diese Schüler zu stark - die „objektiven” Leistungen in den Abschlussprüfungen.


Ein Einstieg in den Beruf ist mit oder ohne Abschluss für viele Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund nicht selbstverständlich.
In vielen Ländern existiert kein Ausbildungs- und Qualifizierungssystem.
Schon die formale Bewerbung ist unbekannt. Man geht einfach zu einem Verwandten oder Bekannten und bittet um Arbeit. Im Betrieb lernt man den Beruf.
Das duale System aus Berufschulbesuch und betrieblicher Ausbildung gibt es nicht.
Eltern legen daher anfangs keinerlei Wert auf bestimmte Kenntnisse oder Noten. Sie sind in den Heimatländern nicht entscheidend, um Arbeit zu bekommen.

Gespräche mit Lehrern, Berufsberatern, aber auch schriftliche Informationen müssen Eltern wie Jugendlichen das Ausbildungssystem und seine Möglichkeiten verständlich machen.
Hilfreich sind vor allem orientierende Praktika, in denen die Schüler Auszubildende treffen und sich mit ihnen austauschen können.
Die Pflicht zum Besuch der Berufsschule schreckt viele Migranten ab, überhaupt erst mit einer formalen Ausbildung zu beginnen.
Aufgabe der Schule und der Berater ist es, die Chancen und Möglichkeiten durch eine qualifizierte Ausbildung (Selbständigkeit, Einstellungschancen, höhere Löhne...) darzustellen und den Risiken unqualifizierter Hilfsarbeit (Risiko dauerhafter Arbeitslosigkeit, geringste Lähne etc.) gegenüberzustellen.

Weniger guten Schülern können Kontakte der Schule zu bestimmten Firmen und Institutionen den Weg in die Berufswelt ebnen. Gerade Schüler, die noch nicht ausreichend Deutsch sprechen oder theoretisch nicht so begabt sind, finden im sozialen Bereich Tätigkeitsfelder, die ihren Fähigkeiten entsprechen.


Ausdrücklich sollte auch die Möglichkeit eines weiteren Schulbesuchs ins Auge gefasst werden. Viele Schüler meinen - oft vom Hörensagen oder aus unzuverlässiger Quelle - dass sie nach einem Hauptschulabschluss keine Möglichkeit einer weiteren schulischen Laufbahn und keine Aussicht auf höhere Qualifikation mehr haben.
Es sind individuelle Wege zu suchen, die auch über besondere Eingliederungshilfen (spezielle Kurse zum Erwerb eines höheren Schulabschlusses) führen.