Tiere als Mittler

Miteinander

 

 

 

Tiere als Mittler - ein Projekt der Johannesschule

 

Inklusion vorausschauend definiert muss auch die Mitgeschöpfe berücksichtigen. Die Schüler sollen Gelegenheit haben, Tiere als Individuen wahrzunehmen und ihr eigenes Lebensrecht respektieren lernen. Wir halten es mit Mahatma Gandhi:


    „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation
    kann man daran messen,
    wie sie die Tiere behandelt.”

    (Mahatma Gandhi)

 

 

Wir setzen Tiere als Mittler und den Bauernhof als pädagogisches Handlungsfeld ein.
Diese Lernmöglichkeit trägt wesentlich zum Gelingen inklusiven Lernens bei, wie wir es verstehen.  In eine inklusiv funktionierende Gesellschaft müssen auch Mitgeschöpfe eingebunden sein, die Lebensgrundlage und Umweltbedingung darstellen.
Ein konstruktiver, emotional positiv besetzter Bezug zum Mitgeschöpf fehlt vielen Kindern mit Migrationshintergrund - sei es aufgrund schlechter Erfahrungen (beißende Straßenhunde) oder kultureller Vorschriften (unreine Tiere).
Wir stellen immer wieder fest, dass in vielen Herkunftkulturen kein emotionaler Bezug zu Tieren grundgelegt ist. Während die meisten deutschen Kinder zumindest Haustieren Wert, Existenzberechtigung und eigene Bedürfnisse zugestehen, halten Kinder aus anderen Kulturen Tiere oftmals für  „schmutzig”, sehen in ihnen bestenfalls „Lebensmittel”, gestehen ihnen aber weder Gefühle, noch individuelle Bedürfnisse oder gar eine eigene Persönlichkeit zu.

Die Schüler müssen sich die Teilnahme an einer Exkursion zum Bauernhof  „verdienen”, indem sie in der Schule beweisen, dass sie sich an Regeln halten und Anweisungen befolgen können. Ein Mindestmaß an Sprachverständnis ist notwendig, um Unfallgefahren zu minimieren.
Allein die Aussicht, nach gewissen Fortschritten an einem Ausflug zum Bauernhof teilnehmen zu dürfen, motiviert viele Kinder, verstehen zu wollen.

Die Begegnung mit den Tieren dient nicht Therapiezwecken.
Die Tiere sprechen jedes Kind auf einer persönlichen Ebene an.
Ziel ist das individuelle Erleben jedes einzelnen Schülers in einer oft sehr heterogenen Gruppe. Jedes Kind nimmt andere Erlebnisse und Eindrücke mit nach Hause.

Die Exkursion wird nur grob geplant und läuft auch nicht wie eine Therapiestunde ab. Die Aktivitäten werden weitgehend von den Schülern und ihren momentanen Bedürfnissen gesteuert. Das Wohlergehen der Tiere steht dabei immer im Vordergrund. Sie werden nicht als Lernobjekte, sondern als Persönlichkeiten eingesetzt und haben durchaus auch das Recht, einmal keine Lust auf Schüler zu haben. Die Kinder lernen, dies zu respektieren.
In erster Linie sollen die Kinder die Tiere frei beobachten, ihr Verhalten deuten lernen, ersten Kontakt aufnehmen (beobachten, streicheln, füttern), ihre Bedürfnisse wahrnehmen (wo möchte sich das Tier gerade aufhalten, warum?). Sie sollen Fragen stellen. Wir erklären und zeigen.
Reiten ist nicht Inhalt der Exkursion. Bei besonderen Gelegenheiten (z.B. Abschluss des Ferienprogramms) dürfen die Kinder auch einmal auf einem geführten Pony ein paar Runden über den Reitplatz drehen.

Die Ziele einer Exkursion lassen sich nicht für jedes Kind einer inklusiven Lerngruppe im Vorhinein festlegen.
Während ein behindertes Kind stolz auf seinen Erfolg sein kann, wenn es schafft, den Esel zu streicheln und unter seine Füße zu schauen, kann ein Abschlussschüler sich Gedanken über Feuergefahr bei der Heulagerung machen.

Allgemeine Ziele können folgendermaßen formuliert werden:

•    Zuhören und Beobachten lernen
•    Erleben eines externen Regulierungsmoments

            (Tiere reagieren auf Handlungen und Emotionen)
•    Bedürfnisse anderer wahrnehmen
•    fremde Lebenswelten wahrnehmen
•    Rücksicht auf andere Wesen nehmen
•    bekannte Elemente wiedererkennen

            („Heimatgefühle” bei Schülern aus Agrargesellschaften)
•    Wert-Erfahrung gegenüber Tieren

            (Persönlichkeit der Individuen)
•    Redeanlass ohne Hemmschwellen
•    Frageanlässe aus der Praxis und dem Erleben heraus wahrnehmen
•    Kennenlernen fremder Lebensentwürfe

            (Leben auf dem Land, Hobbys, ideelle Werte)